Woche 14
Am Mittag kam ich in Poschiavo an. Ich lief noch bis ans Ende des Lago di Poschiavo. Es gefiel mir am See und ich fand einen super Platz zum übernachten.
Ich war schnell mit packen am nächsten Morgen. Am Mittag war ich schon in Tirano. Von Tirano folgte ich dem Sentiero Valtellina nach Grosio.
Der Weg war asphaltiert und folgte dem Fluss. An diesem Tag schaffte ich knapp 30km, obwohl meine Füsse in den neuen Schuhen ziemlich schmerzten. Nachdem ich unter der Autobahnbrücke geschlafen hatte wanderte ich weiter Richtung Bormio.
Der Sentiero Valtellina ist noch nicht ganz fertig gestellt bis nach Bormio. Also lief ich zum Teil auf der Hauptstrasse. Meine Füsse schmerzten sehr als ich im Dorf ankam. Ich hatte wieder einmal Blattern bekommen.
Am Donnerstag lief ich von Bormio aufs Stilfser Joch und von da noch auf die Dreisprachenspitze(2'845m). Ich traff keinen einzigen Wanderer bis aufs Stilfserjoch, obwohl der Weg noch schön ist. In der nähe der Dreisprachenspitze schlug ich mein Zelt auf.
Um 11 Uhr in der Nacht weckte mich ein starker Wind. Es kam ein heftiges Gewitter. Ich wollte mein Zelt flach legen, bevor es vom Wind zerfetzt wird, oder der Blitz in die Stöcke einschlägt.
Der Wind war aber etwas schneller und hatte schon eine Seite des Zeltes flachgelegt. Ich riss so schnell wie möglich noch den zweiten Stock um, dann hielt ich das Zelt, auf dem Bauch liegend, mit meinen Händen auf dem Boden. Es blitzte und donnerte wie verrückt. Dreimal schlug der Blitz so nahe ein, dass der Boden richtig vibrierte. Schliesslich begann es zusätzlich noch zu hageln. Ich blieb auf dem Bauch liegen und döste vor mich hin, bis das Gewitter nachliess. Anschliessend stellte ich das Zelt wieder auf.
Das Moskitonetz war etwas gerissen weil der Wind schneller gewesen ist als ich. Aber sonst blieb alles ganz und trocken. Danach war die Nacht ruhig. Es war ein ziemlich beeindruckendes Erlebnis. So nah war ich einem Gewitter noch nie.
Nach einer mehr oder weniger schlaflosen Nacht wanderte ich nach Stilfs. Auf dem Weg traf ich 3 Biker aus Deutschland. Sie luden mich zu einem Kaffee ein.
In Stilfs angekommen, lief ich durch das Dorf. Als ich an einem Restaurant vorbei kam, rief jemand von der Terasse mir zu: "Wo gehst du hin?" Ich antwortet knapp: "Nach Prad." Er sagte: "Magst du was trinken? Komm, setzt dich hin." Also setzte ich mich, zu ihm. Er bestellte mir eine Cola und fragte mich von wo ich komme mit meinem grossen Rucksack.
Ich erzählte ihm von meiner Reise. Er war beeindruckt. Dann fragte er: "Hast du Hunger?" Ich lehnte dieses Angebot höflich ab. Aber er ignorierte es und bestellte für mich einen Teller Pasta. Anschliessend bezahlte er und ging. So lernte ich den Pfarrer von Stilfs kennen.
Der Wirt brachte mir einen Teller und eine Pfanne voll Pasta. Es war eine riesige Portion. Ich ass alles auf. Es war sehr gut und mein Bauch voll. Der Wirt setzte sich noch zu mir und spendierte mir einen Kaffee.
Danach lief ich nach Prad hinunter. Ich kaufte ein und lief ziemlich müde Richtung Campingplatz. Auf dem Camping flickte ich mein Zelt mit Klebeband und wusch meine Kleider.
Am nächsten Tag schlief ich aus. Da ich eigentlich nie einen Wecker stelle und sehr müde war, wachte ich erst um 10 Uhr auf. Danach lief ich noch ein kleines Stück bis nach Laas. Bis jetzt legte ich ca. 1'500km, 70'000hm auf- und abwärts zurück.